„Das geht nicht, das ist verboten!“

Mit Recht würde jeder Betriebsrat oder Gewerkschafter so argumentieren. Aber, Aufregung wieder runter fahren, Blutdruck senken, chillen, ich spreche nicht von meinen Arbeitskollegen. Inconel ist nicht der Name des rastlosen Mitarbeiters, sondern ein extrem schwer uns schlecht zerspanbares Material auf Nickelbasis, noch dazu, wenn es vorher schon künstlich gealtert wurde. Inconel zählt zu den hochwarmfesten Werkstoffen und kommt in der Luft- und Raumfahrtindustrie, Automobilindustrie, Energietechnik und überall dort zum Einsatz, wo Bauteile bei hohen Temperaturen extremen Belastungen ausgesetzt sind. Die guten Eigenschaften in der Anwendung machen sich aber als schlechte Eigenschaften bei der Zerspanung bemerkbar. Jeder der schon Nickelbasislegierungen wie Inconel zerspanen musste wird es mir bestätigen, dass das Material den Schneidstoff nur so „wegfrisst“. Grund für den schnellen Verschleiß ist die hohe Temperaturbelastung der Schneide aufgrund der schlechten Wärmeleitfähigkeit des Materials sowie die Neigung zur Kaltverfestigung, was sehr schnell zu Kerbverschleiß an der Schneidkante auf Höhe des Spanabflusses führt. Wer ohne Erfahrung an dieses Material herangeht, wird schnell feststellen, dass bei auf Stahl üblichen Schnittparametern der Schneidstoff nach ein paar Minuten den Geist aufgibt. Dieser Problematik bewusst, haben wir für ein relativ großes, einer Badewanne ähnliches Werkstück (2600x630x350) für das Restmaterialschruppen und Schlichten zu einer neuen und wirtschaftlichen Lösung gegriffen. Mit neuartigen, vielschneidigen Schneidringen ähnlich Aufsteckfräsern konnten wir Unglaubliches demonstrieren und den Kunden begeistern. Zum Erfolg führten aber nicht nur die neuartigen Werkzeuge, sondern die Kombination mit speziellen Bearbeitungsstrategien. Immerhin war das Werkzeug über die Xpert K Schnittstelle für eine Arbeitstiefe von 280 mm teilweise zylindrisch gespannt. Bei der Restmaterialbearbeitung war das Werkzeug bei unterschiedlichen Schnitttiefen 5 Stunden durchgehend im Einsatz, beim Schlichten mit einer Schnittgeschwindigkeit von 50 m/min, einer Schnitttiefe von 0,2mm und einem Vorschub von 500 mm/min über 20 Stunden, ohne das gewechselt werden musste.

Es geht also doch, und verboten ist es auch nicht!